Am 23. Oktober 2025 wird der Heimatverein Lockwitz seine Recherche zu Verfolgten des Naziregimes in Lockwitz, Nickern, Leubnitz und Niedersedlitz vorstellen. Diese Personen sollen 2026 mit einem Stolperstein geehrt und an sie erinnert werden. Die Veranstaltung in der SRH Oberschule um 18 Uhr ist öffentlich und kostenfrei.
Sich zu erinnern, ist für unseren Heimatverein eine völlig normale Sache, denn Geschichte zu bewahren, ist Teil unserer Aufgabe. Aber es gibt natürlich nicht nur fröhliche oder kurzweilige Erinnerungen, sondern auch dramatische oder traurige Schicksale. Doch auch diese sollten erzählt werden. Denn gerade diese Erinnerungen sind für unsere heutige Zeit eine Mahnung für den Umgang mit Andersdenken, Religions- und Meinungsfreiheit und Toleranz. Das hat auch unser Buch Stunde Null zum Kriegsende in unserer Heimat gezeigt. Deshalb war die Anfrage an unseren Verein, warum es im Stadtbezirk Prohlis nur drei Stolpersteine gibt, der Start für eine aufwändige Suche und eine schmerzhafte Reise in die Zeit von 1933 bis 1945.
Größtes dezentrales Denkmal der Welt
Im Jahr 1992 hatte der Künstler Gunter Demming damit begonnen an Verfolgte des Nazi-Regimes zu erinnern, indem er kleine Steine aus Messing vor deren ehemaligen Wohnhäusern verlegen ließ. Auf diesen sogenannten „Stolpersteinen“ stehen die Namen und Schicksale dieser Menschen. Viele waren jüdischer Religion oder hatten jüdische Vorfahren und wurden deswegen während der Nazizeit deportiert und umgebracht. Andern konnten fliehen, mussten aber Familie und Besitz zurücklassen. Wieder andere wurden wegen politischer Überzeugung oder auch nur Krankheiten verfolgt und getötet. Die Stolperstein-Initiative ist mittlerweile in 31 Ländern verbreitet. Weltweit wurden über 116.000 solcher Gedenksteine verlegt. In Dresden 371. Die Stolpersteine gelten deshalb schon als größtes dezentrales Denkmal der Welt.
Doch warum gibt es im Stadtbezirk Prohlis nur drei Stolpersteine? Einen für Fritz Meinhardt auf der gleichnamigen Straße Nr. 22 in Nickern und zwei für Frieda und Helmut Gansauge, Am Anger 10 in Prohlis. Der Grund liegt in der aufwändigen Recherche. Denn für eine Stolpersteinverlegung sollen möglichst auch Nachfahren oder Verwandte gefunden werden, die ihre Zustimmung zur Verlegung geben. Das ist wegen des Datenschutzes nicht so einfach. Viele Spuren sind mittlerweile auch verwischt oder wurden von den Nazis bewusst verschleiert. So wurde beispielsweise die Akten des Sonderstandesamtes der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein, in dem viele Menschen mit psychischen Erkrankungen Opfer der Nazi-Euthanasiegesetze wurden, vernichtet. Oder die Sterbeurkunden wurden nicht in Pirna, sondern in anderen Tötungsanstalten wie Hadamar in NRW ausgestellt. Auch um den Angehörigen einen natürlichen Tod ihrer Verwandten vorzugaukeln und Recherchen zu erschweren.
Stolpersteine für Lockwitz und Nickern
Trotzdem ist es dem Heimatverein Lockwitz gelungen, einige Fälle zu recherchieren und teilweise auch Nachfahren zu finden. Am 23. Oktober 2025 um 18 Uhr werden diese Recherchen erstmals in einer öffentlichen Veranstaltung in der SRH-Oberschule Dresden, Urnenstraße 22 (Eingang Aula, Hänichenweg) der Öffentlichkeit vorgestellt. Ziel ist auch, weitere Hinweise auf Opfer oder Verwandte zu erhalten. Vorgestellt werden dabei Schicksale von Menschen, die in Lockwitz und Nickern und im Stadtbezirk Prohlis gelebt haben. Außerdem wird der Stolperstein Dresden e.V. über die Verlegung solcher Steine informieren. Der Abend soll auch Startpunkt sein, um die notwendigen Spenden für die Verlegung zu sammeln. Die Erstellung und Verlegung eines Steins kostet 120 Euro. Die Recherche in Archiven erfolgte durch den Heimatverein ehrenamtlich. Spenden können bereits jetzt auf das Konto des Heimatvereins mit dem Betreff „Stolpersteine“ getätigt werden.
Spendenkonto Heimatverein Lockwitz e.V.:
IBAN: DE42 8505 0300 0221 0742 79
BIC: OSDDDE81XXX
Foto: Stadtwiki Dresden