Feier in der Villa von Erich Römmler, Blasewitz mit Jean Pape und Paul Blischke

Blischke und Pape – eine Freundschaft und der Lockwitzer Frosch

Auf der letzten Vereinsveranstaltung des Heimatvereins Lockwitz im April 2023 war die Freundschaft zwischen dem Obermühlenbesitzer Paul Blischke in Lockwitz und Professor Jean Pape von der Königlichen Kunstgewerbeschule Thema. Denn diese Verbundenheit hat zum Wahrzeichen von Lockwitz geführt, dem Lockwitzer Frosch.

Der Heimatverein traf sich an einem historischen Ort, der Villa Blischke, Lockwitzgrund 10. Möglich machte das der BSV Lockwitzgrund e.V., der die Villa seit 2023 als Kinderkunstvilla bewirtschaftet. Dafür nochmals ein herzliches Dankeschön. Eingeladen waren Mitglieder und Personen, die sich für eine Mitgliedschaft im Verein interessieren.

Paul Blischke – ein Schlesier in Lockwitz

Paul Theodor Wilhelm Blischke wurde am 10. Februar 1855 in Sprottau in Schlesien geboren. Sein Vater Theodor Gustav Blischke (1825–1894) und seine Mutter Marie Louise Scholz wanderten zehn Jahre später nach Dresden aus. Blischke Senior übernahm dort die Geschäftsführung der Hof- und Bäckermühle A. Beisert, Freiberger Platz 2. Blischke Junior besuchte die nahegelegene Annenschule in Dresden.

1881 findet sich in den Gewerbeakten der Stadt Dresden, dass Paul Blischke als Kaufmann eingetragen wird. 1883 heiratete er Sophie Gertrud Kunath, die Tochter eines Posamentiermeisters, in Dresden. Im Jahr 1897 übernahm er die Geschäftsführung der Hof- und Bäckermühlen GmbH vormals Fa. A. Beisert. Trat also in die Fußstapfen seines Vaters.

Kauf der Obermühle Lockwitz

Im Jahr 1903 kaufte er die Obermühle in Lockwitz. Die größte Mühle am Ort zu der Zeit mit sechs Mahlgängen und bereits dampfbetrieben. Die Mühle war vorher durch viele Hände gegangen. Das änderte sich mit Blischke. Es folgten Jahre des kontinuierlichen Geschäftsausbaus. Im Jahr 1908 baute er, nach Angaben des Ortschronisten Gerhardt Müller, die heute noch oberhalb des Sportplatzes des BSV Lockwitzgrund stehende Villa, die im Volksmund nur Villa Blischke hieß.

Seine Frau starb 1924 in Lockwitz und hinterließ ihm drei Töchter. Selma Louise verh. Mitschke (1884–1956) und Helene Getrud verh. Diehl (1886–1973) waren mit Ärzten verheiratet. Die jüngste, Katharina Lotte (1891–1968), ehelichte 1911 in Lockwitz den Kaufmann Heinz Rudolf Oskar Dreher (1885–1961), der 1924 als Prokurist die Geschäfte in Blischkes Firma übernahm. Er stammte aus Insterburg bei Kaliningrad.

Blischke Dampfmühle im Oktober 1927, aufgenommen von Paul Blischke (Nachlass Gerhardt Müller/SLUB)

Brand der Obermühle im Jahr 1927

Am ersten Osterfeiertag 1927 kam es nachts um zwei Uhr zu einer Brandkatastrophe. Der Silo der Mühle hatte durch einen technischen Defekt Feuer gefangen und brannte wie eine Fackel. Der Schein des Feuers war sogar vom gegenüberliegenden Elbufer von den Pillnitzer Höhen aus zu sehen, wie verschiedene Zeitungen berichteten. Zwanzig Feuerwehrschläuche waren im Einsatz, um das Feuer innerhalb von zwei Stunden in den Griff zu bekommen. Alle umliegende Feuerwehren kamen der Lockwitzer Wehr zuhilfe. Sogar die Berufsfeuerwehr aus Dresden rückte an, um ein Übergreifen auf weitere Gebäude zu verhindern. Umso erstaunlicher, dass bereits im Oktober 1927 die Mühle ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte.

Enteignung der Mühle 1950

Mit 82 Jahren verstarb der Patriarch und vermachte seine Firma zu gleichen Teilen seinen Töchtern. Heinz Dreher blieb Prokurist und wohnte laut Adressbuch mit seiner Frau im Haus Lockwitzgrund 11 (später Am Hofegarten 11). Die Firma wurde als Paul Blischke OHG geführt. Über die Firma und die Villa wurde 1950 ein Konkursverfahren eröffnet, das zu Enteignung führte. Dreher starb 1961 in Kreischa. Am 19.02.1970 ging die Villa und die Obermühle per Ratsbeschluss an den VEB Kelterei- und Konservenkombinat Sohland/Spree. Die Villa wurde das Kulturhaus der Kelterei Lockwitzgrund.

Alle Söhne von Heinz Dreher und Lotte Blischke lernten vor 1945 noch das Mühlenhandwerk. Die zwei ältesten, Heinz und Jürgen, fielen laut Deutschem Geschlechterbuch Nr. 170 S. 54 f. im Zweiten Weltkrieg. Der jüngste, Klaus, heiratete 1951 in Lockwitz Johanna Linden, Tochter des ehemaligen Betriebsleiters der Niedermühle Lockwitz, Heinrich Linden. Klaus Dreher wurde nach mehreren Stationen in verschiedenen Betrieben Manager der Lumen GmbH in Kulmbach und verstarb 2010. Seine Mutter Lotte Dreher starb 1968 in Stuttgart.

Der Architekt Professor Jean Pape

Jean Pape, der mit bürgerlichem Namen Johannes hieß, wurde am 23.10.1849 in Köln am Rhein geboren. Nach dem Studium an der Königlichen Provinzialgewerbeschule Köln und an der Königlichen Bauakademie in Berlin arbeitete er für renommierte Berliner Architekten. Etwa bei Baumeister Pallenberg, Regierungs- und Baurat Richard Lucae und 1876 bei Martin Gropius & Heinrich Schmieden, die das Kunstgewerbemuseum in Berlin 1877 errichteten. Martin Gropius war der Großonkel von Walter Gropius, dem spätere Bauhaus-Gründer.

Pape nahm in dieser Zeit an vielen Wettbewerben teil und erhielt einige Preise für seine Entwürfe. 1878 wurde er an die noch junge Königliche Kunstgewerbeschule in Dresden berufen und dort Professor für Detail- und kunstgewerbliches Zeichen und Architektur. Er gab mehrere Bücher heraus, insbesondere zur Gestaltung von Innenräumen. Diese wurden teilweise international prämiert. So auch in Boston und Sydney. Zuletzt wohnte er in Loschwitz und starb am 23. August 1921.

Paul Blischke
Wettersäule in Lockwitz
Jean Pape und Käthe Römmler

Männerfreundschaft Blischke und Pape

Durch die Familienforschung von Dr.die TochterGünter Voigt wissen wir nun, dass Pape und Blischke eng befreundet gewesen sein müssen. Pape heiratete am 15.10.1883 die Tochter Käthe des Dresdner Kunstdruckereibesitzers und Hof-Fotografen Emil Römmler. Dessen Firma Römmler & Jonas galt als führend im Lichtdruck seiner Zeit. Auf Fotos sind Blischke und Pape beim Bier in Römmlers Villa aber auch bei der Goldenen Hochzeit der Familie Römmler als Gäste zu sehen. Beide waren kunstsinning. Pape als Architekt und Zeichner und Blischke war wohl selbst Photograph, denn einige seiner Bilder finden sich im Nachlass von Gerhardt Müller in der SLUB.

Die Wettersäule in Lockwitz

Im Jahr 1912 bot Blischke der Gemeinde Lockwitz an, ihr eine Wettersäule zu schenken. Der Gemeinderat stimmte dem am 31.die TochterMai 1912 zu und überließ Blischke die bauliche Ausführung und Platzwahl. Blischke beauftragte seine Freund Jean Pape mit dem Entwurf, den dieser im Oktober 1912 vorlegte. Das geht aus Gemeindeakten im Stadtarchiv vor. Am 6.die TochterJuli 1913 wurde die Wettersäule mit dem markanten Frosch auf dem Dach feierlich an die Gemeinde Lockwitz übergeben. Dank einer Freundschaft hat Lockwitz so sein Wahrzeichen erhalten.

Bilder: Dr. Günter Voigt, Heimatverein Lockwitz e.V., SLUB/FotothekBild oben Prof. Jean Pape, hintere Reihe ganz links mit markantem Schnurrbart und rechts neben ihm Paul Blischke. Ganz rechts steht Erich Römmler, in dessen Haus das Treffen stattfand.

Text: Matthias Daberstiel

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