100 Jahre Lockwitzer Frosch 2013

Der Lockwitzer Frosch

An der Tögelstraße steht unweit der Brücke über die Lockwitz der Lockwitzer Frosch. Eine Wettersäule, auf der ein kupferner Frosch thront. Dies ist die wechselhafte Geschichte des Lockwitzer Wahrzeichens, eines Mäzens, der Zerstörung und einer „Flaschenpost“.

Am 31. Mai 1912 schenkte der Dampfmühlenbesitzer Paul Blischke (1855–1937) dem Ort Lockwitz eine Wettersäule. Blischke stammte aus Sprottau in Schlesien und hatte die Obermühle im Jahr 1903 übernommen und zur Dampfmühle umgebaut. Er errichtete auch die sogenannte Blischke-Villa, die heute noch oberhalb des Sportplatzes in Lockwitz zu finden ist.

Entwurf des Dresdner Architekturprofessors Jean Pape

Der Dampfmühlenbesitzer Paul Blischke war mit Professor Jean Pape (1849–1921) befreundet. Davon zeugen Bilder von gemeinsamen Festen und Theateraufführungen, die Dr. Günther Voigt dem Heimatverein zusandte. Pape war gelernter Architekt und 1878 als Professor an die Kunstgewerbeschule Dresden berufen worden. Er war dort in der Abteilung für architektonisches Kunstgewerbe und in der Allgemeinen Abteilung bis 1915 tätig. Außerdem arbeitete er als Professor für Detail- und kunstgewerbliches Zeichen und Architektur.

1913 wurde das Bauwerk nach Papes Entwürfen errichtet. Pape griff bei der Gestaltung wohl auf die in Deutschland verbreiteten Glauben zurück, dass nach oben kletternde Frösche gutes Wetter verheißen und setzte deshalb den Frosch auf die Spitze der Wettersäule. Dort überkreuzt der Frosch zufrieden die Arme und hält seinen Bauch in die Sonne. Wohl auch wegen dieser humorvollen Darstellung wurde der Lockwitzer Frosch schnell zum Wahrzeichen von Lockwitz. Eingebaut wurden ein Hygrometer, ein Barometer und ein Thermometer. Auf der dazugehörigen Tafel stand: „Neues vom Wetterfrosch“.

Einweihung der Wettersäule im Jahr 1913

Am 5. Juli 1913 abends um 19 Uhr war es soweit, die Wettersäule wurde mit Beteiligung örtlicher Honoratioren feierlich eigeweiht und ging offiziell in den Besitz der Gemeinde über. Eingebaut war auch eine Uhr der Zwickauer Uhrenfabrik Max Hahn, die der ansässige Uhrmacher Max Escher (1869–1947) jahrelang pflegte.

Die Wettersäule überstand praktisch unbeschadet eine sehr lange Zeit. Mitte der 1960er Jahre wurde die Uhr überholt und wohl auch die Instrumente ersetzt. 1974 stürzten Unbekannte den Frosch in den Lockwitzbach. Nur durch die fachgerechte und schnelle Hilfe von Schlossermeister Herbert Teich und Kupferklempnermeister Arno Heinzel konnte das Denkmal im November 1974 wieder fertiggestellt werden.

Hochwasser zerstört Lockwitzer Frosch

Das größte Unglück geschah aber in der Nacht vom 13. auf den 14. August 2002. Das Hochwasser der Lockwitz unterspülte das Fundament, weil das nebenstehende Wehr blockierte und sich das Wasser Richtung Wettersäule seinen Weg suchte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann das Lockwitzer Wahrzeichen von der Flut weggerissen würde. Die Freiwillige Feuerwehr Lockwitz und mutige Bürger retteten am Abend den Frosch. Nachdem die Flut zurückgegangen war, konnten mit Hilfe der Firma Lissina & Laukant und der Freiwilligen Feuerwehr Lockwitz am 16. August 2002 fast alle steinernen Bauteile des Denkmals aus dem Bachbett geborgen und eingelagert werden. Die Metalltafel mit der Fledermaus fand sich aber erst ein Jahr später an.

Auch dank einer Spendenaktion der Freiwilligen Feuerwehr Lockwitz und einer Förderung der Stadt Dresden wurde die Wettersäule wieder aufgebaut. Die mechanische Uhr wurde gegen eine elektrische Uhr ausgetauscht. Auch die Instrumente und Tafeln wurden erneuert. Nach einem Zeitungsbericht in der Sächsischen Zeitung lagen die Kosten der Wiederherstellung bei 35.000 Euro. 12.000 Euro wurden durch Spenden und Fluthilfemittel aufgebracht. Grundsteinlegung war am 21. September 2004. Kurz darauf erhielten die Lockwitzer ihr Wahrzeichen zurück.

Überraschende „Flaschenpost“

Am 11. August 2013 zum einhundertjährigen Bestehen der Wettersäule wurde dem Heimatverein Lockwitz ein Stück einer Bleirolle übergeben, die im Bachbett der Lockwitz gefunden worden war. Sie war bis zur Flut in der Wettersäule verbaut gewesen. Auf dem Bleistück war zu lesen: „9.6.1913, Fritz Fischer, Klempner aus Schwarzenthal in Böhmen bei Firma Lang in Dresden“. Offenbar hatte er an der Fertigstellung mitgewirkt. Der Heimatverein bedankt sich herzlich für dieses geschichtliche Zeugnis.

Quellen: Stadtwiki Dresden, Archiv Heimatverein Lockwitz e.V., Birgit Vadersen

Bild: 100 Jahre Frosch, alte Abbildungen

Wettersäule: Heimatverein Lockwitz

Bild Paul Blischke: Dr. Günther Voigt

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