Einkaufen in Lockwitz war jahrelang in vielen kleinen Läden und Geschäften möglich. Heute führt der Weg zum Einkaufen in den KaufPark Nickern, der aber auf Lockwitzer Flur steht und gerade komplett umgebaut wird. Wir schauen auf die Geschäfte in Lockwitz im 20. Jahrhundert bis heute.
Als im April 1996 der KaufPark Nickern nach vierjähriger Bauzeit durch die Schwarz-Gruppe (Lidl) eröffnet wurde, begrüßten das viele Lockwitzer. Gab es doch nun eine großes Angebot in der Nähe. Keiner weiß mehr, warum und wie der 1996 eröffnete Einkaufstempel, zu diesem Namen gekommen ist. Vermutlich durch die Einzelhandelskette Kaufland, die zur Lidl-Gruppe gehört. 2021 wurde die Krieger-Gruppe neuer Eigentümer des KaufPark Nickern. Zuvor hatte es mehrere andere Eigentümer gegeben. Um den in die Jahre gekommenen Einkaufstempel nachhaltig für die Zukunft aufzustellen, entschloss sich der Investor Kurt Krieger für einen modernen Ersatzneubau. Seit Beginn Ende 2021 wird der Center-Neubau in Teilabschnitten im laufenden Geschäftsbetrieb des alten Centers vollzogen.
Bis 2023 hatte der alte Kaufpark seinen teilweisen Bestand, denn ab Anfang Januar 2021 erfolgte der schrittweise Abbruch, um einen größeren und moderneren Neubau Platz zu machen. Während dieser Zeit hatten die Geschäfte immer noch geöffnet und am 3. August 2023 erfolgte der Umzug in den neu errichteten Teil. Das wurde mit einem Fest gefeiert, das einen großen Zuspruch erhielt und seit dem sehr gut angenommen wird. Im vorderen Teil wird noch kräftig gearbeitet, denn Ende 2024 ist der Eröffnungstermin des gesamten neuen Komplexes vorgesehen.
Einkaufen in Lockwitz
Als einzige Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel im alten Lockwitz ist heute noch die Bäckerei Gehre übrig geblieben. Inhaber Frank Gehre führte die Bäckerei bereits in vierter Generation. Sein Urgroßvater Moritz Ferdinand Gehre (1869–1940) pachtete 1896 die Bäckerei am Standort Röhrsdorfer Straße 4. Damals stand noch der Obere Gasthof Lockwitz in unmittelbarer Nachbarschaft. Dann übernahm Karl Moritz Gehre (1909-1990) und sein Sohn Christian (1943-2022) die Geschäfte und führten die Bäckerei durch die schwierige DDR-Zeit bis nach der politischen Wende. Heute verkauft die Bäckerei Gehre Christstollen in alle Welt. Frank Gehre ist auch Mitglied der traditionsreichen Dresdner Stollen-Kommission.
Bäckereien hatten in Lockwitz große Tradition. Jahrhundertelang genossen die Bäcker aus Lockwitz und Nickern das Privileg Brot und Mehl nach Dresden handeln zu dürfen. Die dafür nötigen Freizeichen hatte Herzog Georg der Bärtige von Sachsen an die Lockwitzer gegeben, weil sie während der Pest im 16. Jahrhundert die Stadt mit Brot versorgt hatten. Noch im 19. Jahrhundert galt dieses Privileg. Weitere Bäckereien im 20. Jahrhundert in Lockwitz waren:
- Bäckerei Sahre (früher Conrad Sechehay), Tögelstraße 5
- Bäckerei Weber (früher Paul Wobst), Altlockwitz 31
- Bäckerei Walter, Maxener Straße 2
- Bäckerei Hans Dietrich (früher Otto Lange), Altlockwitz 61
Schräg gegenüber der Bäckerei Gehre befand sich der Kolonialwarenladen von Alfred Meichsner (1877–1956). 1904 hatte er das Geschäft übernommen und führte es durch die Zeit der beiden Weltkriege. Sein Sohn Theodor (1911–1978) übernahm das Geschäft wohl bereits 1951. Er war gelernter Drogist. Wie lange es den Laden noch gab, ist leider nicht bekannt.
Konsum und HO zu DDR Zeiten
Mit der DDR-Zeit wandelten sich viele Läden in HO-Verkaufsstellen. Vieles wurde verstaatlicht. Das HO stand für Handelsorganisation der DDR. Dazu gehörte auch der:
- HO Lebensmittel (früher Max Lehmann), Nickerner Straße 2
- HO Lebensmittel (früher Kolonialwaren Paul Lange), Altlockwitz 22
- HO Molkerei (früher Molkerei Dörfel), Altlockwitz 20
Zum HO Geschäft Altlockwitz 22 liegt dem Heimatverein dank Familie Hering eine Eingabe an den Stadtrat vor, die Lieferengpässe beim „Spezialbier“ bemängelt. Die Antwort des Rates des Stadtbezirks Süd war, dass das Spezialbier „kontingentiert“ ist und ein größerer Anteil dem Konsum auf der Tögelstraße 8 als Großraumverkaufsstelle zugesprochen wurde. Zur HO Altlockwitz 22 wurde in der Antwort vermerkt, dass „in der Verkaufsstelle die elementarsten Voraussetzungen einer guten Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs nicht gegeben“ seien. Eine Schließung käme aber auch nicht infrage, um die Versorgung der Lockwitzer zu gewährleisten.
Auch der genossenschaftlich organisierte KONSUM der DDR war in Lockwitz vertreten: Konsum Textilwaren bei Familie Philipp in Altlockwitz 27 zum Beispiel. Der Konsum Tögelstraße 8 verkaufte Lebensmittel und Gemüse (siehe Titelbild). Konsum Haushaltwaren gab es in einem kleinen Laden Altlockwitz 25. In Altlockwitz 20 gab es eine Konsum Drogerie.
Fleischereien in Lockwitz
Die Konsum Fleischerei befand sich im Nebengebäude des Unteren Gasthofs Lockwitz, Dohnaer Straße 217. Vorher war das Geschäft im Besitz von Herbert Döhn gewesen, der es an den Fleischermeister Otto Schöne und später dessen Nachfahren verpachtete. Davor war die Fleischerei im Unteren Gasthof von Alfred Kurt Kunze betrieben worden, bevor er 1936 das Haus Altlockwitz 13 errichtete und dort seine neue Fleischerei eröffnete. Seine Nachfahren führten das Geschäft als Fleischerei Sinapius bis 2023 fort. Weitere Fleischereien im 20. Jahrhundert waren:
- Fleischerei Gebhardt, Tögelstraße 8
- Fleischerei im Oberen Gasthof Lockwitz (verschiedene Betreiber)
- Fleischerei Hugo Richter, Altlockwitz 28 (heute Lockwitztalstraße 55)
Viele Einkaufsmöglichkeiten in Lockwitz
Weitere Geschäfte im 20. Jahrhundert waren:
- Uhrmachermeister Max Escher, Altlockwitz 10
- Schuhwaren Max Braun, Altlockwitz 10
- Fischgeschäft (die Fischjule ?), Altlockwitz 12
- Lederwaren Willmut, Altlockwitz 21A
- Kolonialwaren Paul Lange, Altlockwitz 22 (heute Elektrofachgeschäft Jürgen Avé)
- Kolonialwaren Minna Missbach, Altlockwitz 23
- Kurzwaren Missbach, Altlockwitz 23
- Frisör Ender (früher Curt Barthel), Altlockwitz 27
- Tabakwaren Hedwig Erna Kahnert, Altlockwitz 39
- Trikotagen Adolf Pessel, Altlockwitz 45
- Kolonial, Delikatess- und Tabakwaren Kurt Kliemann, Altlockwitz 53
- Uhren Weber, Gorknitzer Straße
- Kolonialwaren Albin Hahn, Am Gückelsberg 8
- Damen-Salon Margarethe Jatzke, Am Gückelsberg 12
- Schuhmacher Schmidtgunst, Am Plan 2
- Milchhandel Ernst Biesold, Oberer Gasthof Lockwitz
- Friseur Franz auf der Preußerstraße
- Papierwaren Gollanek (früher Lebensmittel Margarethe Fellmann), Dohnaer Straße 308
- Tankstelle Fiedler, Dohnaer Straße (heute Autohaus Israel)
- Gärtnerei Eckholt, An der Schlossgärtnerei 4
- Gärtnerei Diesner, Lockwitztalstraße 48
Daneben gab es noch das Postamt 47 in der Tögelstraße 6, die Sparkasse Am Plan 1 und natürlich die Lockwitztalapotheke auf der Lockwitztalstraße 37.
Kennen Sie noch mehr und haben Fotos?
Es ist kaum noch vorstellbar, dass es so viele Geschäfte in dem kleinen Ort für die Lockwitzer gegeben hat. Einkaufen in Lockwitz hat sich im Laufe der Zeit durch die Errichtung von größeren Märkten verändert, wodurch so manches kleine Geschäft zum Aufgeben gezwungen war oder altershalber seinen Laden schließen mussten. Eigentlich schade, denn beim Einkaufen entstand doch dieses und jenes Schwätzchen – die Lockwitzer kannten sich, was leider etwas verloren gegangen ist. Die Veranstaltungen bei der Lockwitzer Freiwilligen Feuerwehr versuchen das aber etwas zu kompensieren.
Sie kennen noch weitere Geschäfte? Dann schreiben Sie uns diese in die Kommentare. Alte Fotos und Dokumente von Geschäften bewahren wir gerne vor der Mülltonne und archivieren sie digital für die Nachwelt.
Bilder: Archiv Heimatverein, Pressebild KaufPark Nickern
Text: Peter Jäschke und Matthias Daberstiel
Im UGL neben dem Fleischer gab es noch einen Frisör,
einen weiteren Bäcker in der Tögelstr., könnte Nr.5 gewesen sein und
2 Wäschemangeln (Galgenberg 87 und Gückelsberg 8).
Michael Sonntag