Unterer Gasthof Lockwitz 2025

Partyzone Unterer Gasthof Lockwitz

Der Untere Gasthof Lockwitz hat eine lange Tradition in Lockwitz. Mittlerweile ist es ruhig um das Gebäude an der Ecke Lockwitztalstraße/ Dohnaer Straße geworden. Ein Blick in die wechselhafte Geschichte des UGL und seiner Besitzer.

Die Geschichte des heute in Dresden noch sehr bekannten Unteren Gasthof Lockwitz beginnt an einer ganz anderen Stelle. Denn ursprüngliche stand der Vorgängerbau, die alte Niederschenke, nicht auf dem Grundstück des heutigen Gebäudes, sondern schräg gegenüber auf dem Grundstück Dohnaer Straße 308.

Niederschenke seit 1693

1693 überließ Elias Heyne seinem Schwager, dem Tischler Michael Bär dieses Grundstück, wenn der dessen Schulden auf dem Grundstück übernehme. Bär erbaute dort ein neues Haus. Da es an der Straße lag und im Niederdorfe für den regen Verkehr zwischen Dresden, Pirna und Dohna ein Gasthaus notwendig war, erhielt er von der Herrschaft des Rittergutes die Genehmigung, dort Bier auszuschenken. Die Niederschenke war eröffnet. 1695 ging die neue Schenke in den Besitz des Fleischers Gottfried Frauenlob aus Pirna über. Von dieser Zeit an betrieben die Inhaber der Schenke auch eine Fleischerei.

Zu einer weiteren Erweiterung der Fläche kam es mit dem Übergang auf den Fleischer Christoph Zeibig. Der stammt ursprünglich aus Poyritz und war im siebenjährigen Krieg Feldschlächter beim König von Preußen gewesen. Er kaufte umliegende Felder, baute einen Stall und Scheune und betrieb auch Landwirtschaft. 1782 kauft Friedrich Gottlob Trage (1741-1803) den Gasthof von Zeibigs Sohn für 400 Taler. Trage war ein erfahrener Gastronom, der vorher den Gasthof „Lämmchen“ in Dresden betrieben hatte und auch Pächter der Oberschenke in Lockwitz gewesen war.

Unterer Gasthof Lockwitz zieht um

Von 1811 bis 1894 war das Grundstück dann im Besitz der Familie Pomsel. Der Fleischer Friedrich Gottlob Pomsel (1781-1839) errichtete 14 Tage vor Pfingsten 1817 ein Seitengebäude mit Tanzsaal. Dort soll, laut Ortschronist Samuel Grohmann, bereits zu den Feiertagen getanzt worden sein. Sein Sohn Wilhelm Adolf Pomsel (1810-1887) vermehrte den Feldbesitz und erwarb 1847 das gegenüberliegende Grundstück Dohnaer Straße 217. Nachdem er dort 1862 den Niederen Gasthof erbaut hatte, hörte in der alten Niederschenke der Gastwirtsbetrieb auf. Das Haus dort stand noch bis 1876.

Die neue Adresse des Niederen Gasthofs war nun Dohnaer Straße 217. Vorher stand dort ein sogenanntes Hofehaus mit Garten. Pomsel zahlt dafür 1300 Taler an die Witwe des Maurers Johann Gottlob Kreyßig. Der Gasthof hatte zwei Säle, eine große Schankstube und eine Fleischerei.

Postkarte Unterer Gasthof Lockwitz
Postkarte Unterer Gasthof Lockwitz

„Adolf Pomsel war ein kräftiger untersetzter Mann, bartlos, immer ein gestricktes Käppchen auf dem Kopfe, bot er das Urbild eines behäbigen Dorfgastwirts, eine Ludwig-Richter-Figur.“ So beschreibt ihn Curt Birkigt in seiner Chronik. Außerdem war er ein begeisterter Schäfer und trieb mit seinen Schafen auch „einen „flotten Handel“. Eines Tages wurde er von seinem Jugendfreund Kantor Hermann Tögel, in das Dresdner Hoftheater eingeladen. Das Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor Beginn der Vorstellung standen die beiden an der Brüstung des oberen Ranges und ließen den Blick über die Zuschauer schweifen. Dann richtete Pomsel seinen Blick ins Parterre und verweilte lange Zeit in geradezu andächtigem staunendem Schweigen auf der Menschenmenge. Tögel beobachtete ihn eine Weile. Dann fragte er ihn: „Na Adolf, was denkst du denn eigentlich?“ und Pomsel antwortete: „Wenn das alles Schöpse (Schafe) wären“.

„Köstliche Radeberger Biere“

Nach seinem Tod 1887 ging das Haus durch viele Hände, wurde sogar 1890 zwangsversteigert. Ende des 19. Jahrhunderts erweiterte der Lockwitzer Baumeister Otto Kreyssig das Gasthaus um einen weiteren Saalanbau und eine Veranda. Länger in Besitz behielt es nur der Gastwirt Richard Moritz Theunert von 1906 bis 1912 und anschließend die Familie Hebenstreit bis 1922. Danach wechselten die Besitzer wieder häufiger.

Von 1936 bis in die frühen 50er Jahre war der Fleischer Richard Otto Schöne Besitzer. Dieser renovierte den Gasthof 1936 und verpachtete ihn an Fritz Ufert und seine Frau. Neueröffnung war am 9. August 1936. Stolz wurde in der Tagespresse annonciert: „Den verehrten Einwohnern von Lockwitz und Umgebung geben wir hiervon Kenntnis und bitten unser Unternehmen freundlichst zu unterstützen. Zum Ausschank kommen köstliche Radeberger Biere, deren Spezialausschank hiermit eröffnet wird. Unseren großen Saal sowie unsere Vereinszimmer halten wir für Familien- und Vereinsfeierlichkeiten bestens empfohlen.“ Tatsächlich wird in den Zeitungen anschließend von Vereinsfeiern und politischen Versammlungen berichtet.

Unterer Gasthof Lockwitz Eigentümer Kurt Gornik und Beate Schöne (mit x), etwa um 1955
Eigentümer Kurt Gornik und Beate Schöne (mit x), etwa um 1955

Partyzone Unterer Gasthof Lockwitz

Den Krieg überstand das etwa seit der Jahrhundertwende Unterer Gasthof Lockwitz genannte Gebäude unbeschädigt. 1951 diente er sogar als Provisorium für eine Stadtverordnetenversammlungen in Dresden. 1952 starb Richard Otto Schöne (1875-1952) und seine Tochter Bertha (1905-1985)  übernahm mit ihrem Mann Kurt Gornik (1903-1993) das Etablissement. Neben der Schenke gab es immer noch eine Fleischerei, die vom Konsum übernommen wurde. Kurt Gornik übernahm später den Gasthof „Zum deutschen Sport“ auf der Winterbergstraße 96, heute das „Mustang Inn“.

Der UGL, wie er im Volksmund hieß, wurde ein beliebtes Ausflugslokal und Tanzboden für die Dresdner. Noch heute reicht bei den meisten Taxifahrer die Abkürzung UGL um zu wissen, wo man hinzufahren hat. In den 80er Jahren galt der Gasthof als Geheimtipp. Der samstägliche „Tanz im UGL“ war eine Party-Institution. Nach 1990 zog der ABC-Jugendclub und eine Table-Dance Bar ein, sowie ein chinesisches Restaurant. Alle sind heute Geschichte. 2008 renovierte der Eigentümer letztmalig das Haus. Durch eine zeitgemäßere Präsentation und Anknüpfung an die Tradition des Tanz im UGL durch Matteo Events, kam wieder Leben in die Bude. Mittlerweile ist es wieder sehr still geworden. Lediglich das Physio-Vital-Zentrum von Marcus Hantsch erfüllt es aktuell mit Leben.

Und welche Erinnerungen haben Sie an den UGL? Schreiben Sie uns Ihre Erlebnisse.

Bilder: Matthias Daberstiel, Facebook Matteo Events, und Archiv Heimatverein Lockwitz

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