Von Niedersedlitz über Lockwitz nach Kreischa – die Lockwitztalbahn

Das war ein Fest, als am 3. März 1906 die elektrische Straßenbahn durch das Lockwitztal eröffnet wurde. Sie führte von Niedersedlitz über Lockwitz nach Kreischa. Der Fahrdienst wurde zunächst mit sechs Motorwagen und zwei Beiwagen betrieben. Schnell bekam sie den Namen Lockwitztalbahn.

Erster Spatenstich 1905

Der Eröffnung vorausgegangen war ein langer Kampf um die Bahn, denn bereits im Jahr 1895 setzte sich Otto Rüger gemeinsam mit dem Ingenieur Oskar Ludwig Kummer von den Kummer-Werken für den Bau einer Bahn ein. Die Kummer-Werke erhielten auch den Auftrag, den Bau zu planen und in Angriff zu nehmen. Das Projekt erlitt einen herben Rückschlag, als 1901 die Kummer-Werke pleitegingen. Die Befürworter der Lockwitztalbahn gaben nicht auf, und auf einmal ging dann alles ganz schnell. Denn nach dem ersten Spatenstich am 24. August 1905 wurde die Strecke in nur wenigen Monaten gebaut. Die Abnahme fand am 2. März 1906 statt und am nächsten Tag begann der planmäßige Betrieb. Otto Rüger erlebte die Eröffnung dieses Herzensprojektes nicht mehr – er verstarb wenige Tage zuvor.

Von Anfang an spielte neben der Personenbeförderung auch der Güter- und Postverkehr eine wichtige Rolle. Bereits im Jahr 1908 wurde ein Postwagen angeschafft, der einen öffentlichen Briefkasten beinhaltete. Jedermann konnte dort seine Post einwerfen. Dieser Wagen fuhr bis 1960 für die Lockwitztalbahn und kann noch heute im Straßenbahnmuseum in Trachenberge besichtigt werden.

Lockwitztalbahn wird Teil der Dresdner Verkehrsbetriebe

Die Zeit der Inflation ging an der Lockwitztalbahn nicht spurlos vorüber: Die Fahrpreise mussten erhöht und Mitarbeiter entlassen werden. Notwendige Investitionen konnten nicht durchgeführt werden. Die Bahn verkam, bis die Strecke von den Dresdner Verkehrsbetrieben übernommen und modernisiert wurde. Mit der Übernahme 1941 änderte sich schrittweise die Farbgebung der Fahrzeuge und die Lockwitztalbahn wurde in Linie 31 umbenannt.

Die Bahnlinie überstand den Zweiten Weltkrieg, so dass der Fahrbetrieb fast ohne Unterbrechung weiter durchgeführt werden konnte. Im Jahre 1951 wurden umfangreiche Instandsetzungen vollzogen und 1968 begann man mit der Erneuerung des Fuhrparks, die Wagen erhielten eine neue Farbgebung in grün-weiß und man nannte sie bald „Laubfrosch“.

Die Linie 31 hatte aber den Zenit ihres Betriebes längst überschritten und näherte sich mit großen Schritten ihrem letzten Betriebstag. Dieser fand am 18. Dezember 1977 unter großer Anteilnahme der Anwohner statt. Seit dem verkehrt auf der Strecke nur noch die Buslinie 96, heute die Linie 86. Fünf Triebwagen der Lockwitztalbahn fahren seitdem für die Kirnitzschtalbahn. Einer dieser Wagen wurde in den Farben der Lockwitztalbahn restauriert und kann bei Traditionsfahrten im Kirnitzschtal gesehen und zum Mitfahren genutzt werden.

Text: Birgit Käker, Fotos: Archiv Heimatverein Lockwitz

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