Seit 1349 ist für Lockwitz ein Schloss nachweisbar. Damals gehörte es einem Ritter Karass. Auf ihn folgte eine Familie Ziegler, ehe das Lockwitzer Schloss für Jahrzehnte in die Hände der Familie Alnpeck überging. Die Besitzer des Lockwitzer Schlosses waren jedoch nicht das Thema des öffentlichen Treffens des Heimatvereins am 29. November 2016. Vielmehr ging es um das Schloss selbst, das Gebäude, seine Nutzung und seine Veränderungen. Diesen Fragen gingen die Mitglieder des Heimatvereins und ihre Gäste nach.
Vom Rittergut zum Schloss Lockwitz
Das Schloss war in den ersten beinahe 200 Jahren seines Bestehens noch gar keines, sondern nur ein Rittergut. Der Umbau zum Schloss erfolgte erst im Jahr 1621 durch Johann Georg von Osterhausen. Er stiftete den Lockwitzern zwei Jahre später auch die Kirche, die noch heute mit dem Schloss verbunden ist. Im Jahr 1756 verbrachte der Preußenkönig Friedrich II., auch bekannt als der „Alte Fritz“, einige Wochen im Lockwitzer Schloss. Sein Gefolge verursachte beim Abzug eine Feuersbrunst in Lockwitz, der das alte Pfarrhaus und einige Bauerngüter zum Opfer fielen. Das Schloss selbst blieb verschont. Im Jahr 1813 erwarb die fortschrittliche Familie Preußer das Schloss mit dem dazugehörigen Rittergut. Sie setzten sich bereits damals für die Aufhebung der Lasten und Frondienste der zum Schloss gehörigen Dorfbewohner ein. Diese Dienste wurden schließlich 1839 per Gesetz aufgehoben und die Besitzer des Lockwitzer Schlosses hatten daran ihren Anteil.
Im Jahr 1866 erwarb Carl Johann Freiherr von Kap-herr aus St.Petersburg das Schloss und ließ es zu seiner heutigen Form umbauen. Die Familie Kap-herr bewohnte das Schloss bis zu ihrer Enteignung und Deportation auf die Insel Rügen im Jahr 1945. Von dort gelang ihr die Flucht nach Westdeutschland.
Wechselvolle DDR-Zeit
Ältere Lockwitzer haben noch die Bilder der Vertreibung vor Augen. Nach der Familie Kap-herr zog eine Feuerwehrschule in das Schloss ein, bis zum Jahr 1967. In den 1950er-Jahren wurde das Schloss innen völlig umgebaut und neben der Feuerwehrschule zog auch eine Betriebsschule für Geodäsie und Kartographie ein. Diese bestand bis 2001, hieß jedoch nach der Wende Vermessungsschule des Landesvermessungsamtes Sachsen.
Die Vermessungsschule zog aus und das Schloss stand leer. Es begannen die Bemühungen, es zu verkaufen und einer sinnvollen neuen Nutzung zuzuführen. Ideen gab es viele, vom Altenheim über Hotel, Hospiz bis hin zum Krankenhaus. Viele Ideen scheiterten am Geld. In den Jahren 2005 und 2006 kratzte ein Konsortium aus drei Privatleuten sein letztes Vermögen zusammen, um das Schloss gemeinsam mit einem Großinvestor aus Israel zu erwerben. Das Geld wurde ihnen gestohlen, der Großinvestor nie wieder gesehen – sie waren wohl einem Betrüger aufgesessen.
2007 gelang endlich der Verkauf an die FIRA-Gruppe, die das Innere des Schlosses erneut umbaute und in Eigentumswohnungen aufteilte. Es kam wieder Leben ins Schloss und heute wohnen im Haupt- und in den Nebengebäuden rund 30 Familien.
Die Wände und Mauern, wenn sie erzählen könnten … würde wohl mehr als ein dickes Buch entstehen. Und die Lockwitzer bleiben so eng verbunden wie eh und je mit ihrem Schloss mitten im Ort.
Text: Birgit Käker, Fotos: Archiv Heimatverein Lockwitz